Graubünden - Baukultur

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Spätgotik
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Alte katholische Pfarrkirche St. Maria

7083 Lantsch/Lenz
Auf einer Anhöhe westl. des Dorfes. Erwähnt um 840; Turm erb. im 12. Jh.; Neubau des Chors, Einwölbung des Schiffs und neue Fensterdisposition 1504–05 durch Petrus von Bamberg, kurz darauf Bau von Sakristei und Beinhaus; seit 1663 Begräbniskirche; Renov. 1909–14; Rest. 1991–93.

In schöner Friedhofanlage einschiffiges Langhaus mit knappen Strebepfeilern und dreiseitig geschlossenem, etwas höherem Chor, beide unter schiefergedeckten Satteldächern. Der ungegliederte roman. Turm an der S-Seite mit gekuppelten Schallfenstern unmittelbar unter dem plattenbelegten Zeltdach; drei Glocken 15. Jh. Am Chor verblasstes Christophorusbild, wohl 16. Jh. In der W-Front kielbogiges Portal, links davon das nach S geöffnete, tonnengewölbte Beinhaus. Das Mauerwerk des Schiffs ist, wie das hochgelegene Schlitzfenster in der S-Wand zeigt, grösstenteils roman. bzw. vorroman.; spätgot. Netzrippengewölbe in Rautenfiguration, Schlussstein mit Meisterzeichen in Wappenschild. Chor mit kompliziertem Netzgewölbe, Schlusssteine mit Schildchen.Unter dem Kreisfenster in der Stirnwand Bauinschrift von 1505. Polygonal vorkragendes Sakramentshäuschen mit Zinnenabschluss dat. 1504.

In der S-Wand Sakristeitür mit Sturz über Kragkonsolen, darüber Kielbogen. Wandmalereien des 14. Jh. in drei Schichten: An der Eingangswand hl. Christophorus mit Spuren eines Stifters 1. H. 14. Jh.; rechts daneben Reste einer Epiphanie mit Heiligenreihe M. 14. Jh.; an der S-Wand des Schiffs Fragmente eines biblischen Zyklus in drei Bildstreifen mit Schöpfungsgeschichte, Kindheits- und Leidensgeschichte Christi, vom Meister von Rhäzüns um 1400.

Spätgot. Flügelaltar dat. 1479: im Rechteckschrein Maria zwischen den hll. Florinus und Katharina, Barbara und Nikolaus; auf den bemalten Flügeln innen die hll. Georg und Antonius Abt, Johannes d. T. und Luzius (zu Füssen des Letzteren drei Wappen, die ihn als legendären König von Britannien ausweisen), aussen Verkündigung und Heimsuchung; auf der Predella gemalter Pergamentzettel mit Entstehungsinschrift und Signatur h. h. (Hans Huber, Feldkirch); im Gesprenge Kreuzigungsgruppe mit zwei Aposteln, wohl aus einem anderen Altarwerk, darüber Erbärmdebild; auf der Schreinrückseite Gethsemane. Zwei Spätrenaissance-Seitenaltäre dat. 1640. Chorbogenkruzifix um 1475.

(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)