Graubünden - Baukultur

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Barockkirchen
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Katholische Pfarrkirche S. Maria Assunta*

6541 Sta. Maria Calanca
In nachmittelalterlicher Zeit kostbar ausgestattete Kirche in unvergleichlicher Aussichtslage.

Mutterkirche der Talschaft, aber formell erst zwischen 1520 und 1546 vom Pfarrsprengel S. Vittore gelöst. Erwähnt 1219, Chor neuerbaut 1385 oder 1416, Schiff verlängert 1606; restauriert 1954–58.

Langgestreckter, sich in die Tiefe verbreiternder Bau mit Chorquadrat und -sakristei; am Chor Blendbogenfriese. Im Nordeinzug des Chors gotischer Turm mit Blendnischen und Spitzbogenfriesen, achtseitiger Aufsatz und Pyramidenhelm barock. Toskanische Vorhalle 2. Hälfte 17. Jahrhundert; rundbogiges Steinportal 1606 von Giovanni Andrioli, flankiert von archaischen Hermenpilastern, welche als Jesaias und Sibylla persica bezeichnet sind.

Inneres. Im Schiff reichbemalte Renaissancekassettendecke um 1606 mit hochplastischen Rosetten. Im Chor Kreuzgewölbe mit polychromer Misoxer Stuckornamentik 1626, die Malereien 1628 von Alessandro Gorla: im Gewölbe Mariä Krönung und musizierende Engelgruppen, in der Chorbogenleibung Passionsszenen sowie von Putti gehaltene Wappen Calanca, Grauer Bund, Grono und S. Vittore; in den Gewölbeschilden links Triptychon mit Mariä Himmelfahrt, Traum Josephs und Flucht nach Ägypten (nach Bramantino), rechts um die Fensterlünette Propheten und christologische Szenen, im Schild der Stirnwand Auferweckung Mariä, an der Chorbogenwand Verkündigung. An den Längswänden des Schiffs Reste spätgotischer Wandgemälde Ende 15. Jahrhundert, Abendmahl und Himmelfahrt Mariä. Dreiachsige Empore über Kreuzgewölben 1618 von Giovanni Andriolo und Antonio Maffero; darüber Wandgemälde 1727 von Agostino Duso: Geburt und Tod Mariä (nach Carlo Maratta, 1685) sowie Tod Josephs; unter der Empore Wandbild der Taufe Christi 1686 von De Julianis, Roveredo.

Ausstattung: auf dem Choraltar pavillonartiger Aufsatz mit Bekleidungsmadonna 1724 sowie Rokokotabernakel und Expositorium (der ehemals hier aufgestellte spätgotische Schnitzaltar aus dem Jahr 1512 von Ivo Strigel befindet sich jetzt im Historischen Museum Basel); Zelebrantensitz mit gemalten Figuren der heiligen Karl Borromäus, Luzius und Franziskus um 1650. Seitenaltäre unter stuckierten und bemalten Arkadenbaldachinen, die Ausmalung rechts 1646 von Georg Wilhelm Graesner; auf dem Kreuzaltar links geschweiftes Rokokogehäuse mit Kruzifix A. 18. Jahrhundert; als Aufbau des Rosenkranzaltars rechts ein dreiteiliger Halbtempel 1662, darin spätgotische Figuren der Muttergottes und der heiligen Sebastian und Rochus, um 1512 aus der Werkstatt Christoph Schneller, umrahmt von 15 geschnitzten Miniaturbildern der Rosenkranzmysterien von 1655. An der Nordwand Franziskusaltar mit schwerem Stuckaufbau 1684, daneben spätklassizistische Säulenretabel 1851. An der Südseite Holzretabel in süddeutschen Formen mit Gemälde der Auferweckung des Lazarus, 1644 von Graesner, Allianzwappen des Lazarus de Molina und der Margaretha von Schauenstein, daneben Régencestuckaltar mit Figur des heiligen Antonius, 1734 von G. D. Waser, mit dem Wappen des Antonio Pregaldini.

Rechteckige Kanzel 1650 mit posaunenblasenden Engeln und Kapuzineremblemen, darunter bemalte Doppeltreppe für die Karfreitagsliturgie. Drei grossformatige Gemälde von Graesner: Schlacht bei Lepanto und Pestbild 1649, Erteilung des Portiuncula-Ablasses 1643. Apostelserie Mitte 17. Jahrhundert. Marmorner Taufstein mit sechseckigem tempelförmigem Holzaufsatz 1610. Wertvoller Kirchenschatz.

(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)