Graubünden - Baukultur

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Barockkirchen
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Katholische Pfarrkirche S. Martino

6562 Soazza
Die südöstl. des Dorfes erhöht gelegene Kirche mit hohem Glockenturm und Beinhaus ist durch einen grosszügig angelegten Treppenweg mit der am Hügelfuss gelegenen Kapelle Madonna Addolorata verbunden, mit der sie eine reizvolle Gruppe bildet.

Der 1219 erwähnte, einschiffige Bau mit zwei Rechteckchören wurde 1626–39 zur frühbarocken Saalkirche mit erweitertem Polygonalchor umgestaltet, gleichzeitig der Anbau der Seitenkapellen an den W-Teil des Langhauses; N-Turm mit zwei Glockengeschossen und achtseitigem Kuppelaufsatz 2. H. 17. Jh.; Rest. 1957 und 1966 (Turm).

In der einfachen Fassade ist die kleinere mittelalterl. Giebelfront mit Renaissancewandbild enthalten. Das Bild zeigt unter einer Girlande mit Datum 1503 zwei Medaillons mit Daniel und dem hl. Ludwig IX., den hl. Johannes d. T. sowie unter Arkaden die Muttergottes und den hl. Christophorus; im unteren Bildstreifen die hll. Antonius Abt, Bernhard, Bernardino von Siena sowie Rest eines Verkündigungsengels, rechts des Eingangs unbekannter Heiliger. Am Turm Specksteinrelief des hl. Martin 1700. Im Schiff bemalte Balkendecke des 17. Jh., im Chor Kreuz- und Fächergewölbe mit figürlichem und dekorativem Stuck auf farbig getupftem Grund um 1650, wohl von einem Misoxer Meister. Gleichzeitig Ölbilder der vier Kirchenväter in den Gewölbeschilden und der Apostel unter dem Gebälk. Über dem Chorbogen die Propheten Isaias und Jeremias aus Stuck.

Choraltar ohne Aufbau, aber mit Expositorium in Form eines Tempels 1771, an der Abschlusswand Bild des Kirchenpatrons um 1760–70. Am Choreingang zwei Wandleuchter um 1710–20; Chorgestühl 17. Jh. Seitenaltäre aus Stuck von gleicher Hand wie die Chorstuckaturen; am nördl. Seitenaltar Verkündigungsbild 1645 von Georg Wilhelm Graesner und Scagliolaplatte mit Pelikan 1730–40 von Giuseppe Pancaldi, auf der Gegenseite Heilung eines Besessenen durch hl. Julius. In den Kapellen illusionistisch bemalte Kreuzgewölbe; die Malereien der nördl. Kapelle 19. Jh, jene der südl. wohl barock; in Letzterer Altarbild Muttergottes mit Kapuzinerheiligen M. 18. Jh; Taufstein mit Holzaufsatz 17. Jh. Über dem Beichtstuhl aus dem 17. Jh. rechteckige Kanzel mit Reliefs des Kirchenpatrons und der Evangelisten, am Schalldeckel Wappen des Giovanni Martino Bianco 1722. Gemälde Christus als Weltenrichter 16. Jh. Orgel 1880/94 von Giuseppe Vedani; Rest. 1982.

Beinhaus mit Arkadenöffnung 18. Jh.

(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)