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Barockkirchen
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Katholische Pfarrkirche St. Blasius

7453 Tinizong
Erwähnt 1180; anlässlich der jüngsten Rest. Nachweis einer karoling. Saalkirche mit schwach eingezogener Halbrundapsis aus dem 9. Jh. sowie von Umbauphasen im 14. Jh. und vor 1463 (Neuweihe). Neubau 1643–63 von Paolo Torella aus Carona; Renov. 1764, 1917, 1963–66 (aussen); Innenrest. 1992–94. Nach SW gerichtete Barockanlage mit dreiseitig geschlossenem Chor; die Seitenkapellen öffnen sich nach dem mittleren der drei Schiffsjoche, die polygonale Taufkapelle in der N-Wand des ersten Jochs; der im Unterbau roman. Turm an der N-Seite des Schiffs 1671 um eine Glockenstube und den farbig bemalten achtseitigen Aufsatz erhöht. In der Fassade drei Wandbilder um 1663, wohl von Johann Rudolf Sturn: Muttergottes mit den hll. Antonius und Franziskus, darunter die hll. Blasius und Florinus, Luzius und Pankratius. Portal dat. 1647.

Im Schiff Tonnengewölbe mit Stichkappen. Misoxer Stuckaturen um 1663 auf den Chor konzentriert, am Chorbogen Verkündigungsgruppe und Kapuzinerwappen; die fünf Deckenbilder in den Stuckkartuschen des Chorgewölbes mit Szenen aus dem Leben des hl. Blasius sowie Abendmahl, Stigmatisation des hl. Franziskus und hl. Pankratius von Sturn.

Spätgot. Flügelaltar, wohl von einem Schüler der Werkstatt Niklaus Weckmann, Malerei sign. von Jörg Kändel 1512, rest. 1925 und 1995: Im Schrein Muttergottes zwischen den hll. Katharina und Blasius, Pankratius und Barbara, auf den Flügeln Relieffiguren von vier Heiligen, in der Predella Christus und die Apostel, im Gesprenge Christus, Maria und Joh.; auf den bemalten Aussenseiten der Flügel Beweinung und Grablegung mit Anklängen an Dürers «Grosse Passion », auf der Vorderseite der Standflügel je ein Heiligenpaar, auf der Rückseite zwei weibliche Heilige, auf der Schreinrückseite Jüngstes Gericht, auf der Predella Schweisstuch; reich geschnitzter barocker Unterbau um 1663.

Südl. Seitenaltar 1760; der nördl. um 1730, das Altarblatt möglicherweise von Johann Jakob Rieg; Antependien um 1760. In der N-Kapelle Rosenkranzaltar 1761 in Form eines Pavillons mit reichbewegtem Rokokoschnitzwerk, Marienstatue 1923; in der südl. Kapelle Josephsaltar 1860, an der Seitenwand plastisches Gnadenbild der thronenden Muttergottes in Gehäuse um 1420. In der Scheiteltonne der S-Kapelle sowie über der Orgelempore Fragmente der 1925 weitgehend zerstörten reichen Ausmalung von Sturn; Heiligenbilder im chornahen Joch 18. Jh., gleichzeitig die Apostel an den Chorwänden. Spätgot. Chorbogenkruzifix M. 15. Jh. An südl. Schiffswand roman. Kruzifix 1. H. 12. Jh., rest. 1972 (Arme ergänzt). Kanzel um 1850. Kreuzwegstationen 18. Jh. Empore um 1820, erweitert 1950. Orgel 1994 in teilrekonstruiertem Gehäuse um 1820 wohl von Sylvester Walpen.

(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)