Graubünden - Baukultur

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Gegenwartsarchitektur
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Mehrzweckhalle, 1993

7559 Tschlin
EIN SONNENBALKON MIT SAAL
Tschlin liegt zuunterst im Unterengadin auf einer Sonnenterrasse hoch über dem Tal. Ein Bau fällt auf und verbindet das verträumte Dorf mit der modernen Welt: die rote Mehrzweckhalle neben dem nicht mehr gebrauchten Schulhaus. Sie hält sich an die dörflichen Formen und Volumen, verändert aber das Eindeutige zum Vieldeutigen. Eindeutig ist die Lage: Am unteren Dorfrand gelegen, hat die Halle hinter und über sich das dicht gedrängte Dorf und die Berge, vor und unter sich die steilen Bergweiden und das Tal. Die hinten tief in die Erde eingelassene Halle kragt vorne über eine Mauer aus und betont, dass das Dorf hier fertig sei. Vieldeutig ist die Erscheinung: Der Saalbau ist massiv. Der lasierende Fassadenanstrich und das leicht gewölbte Dach aber lassen den Betonbau wie ein dünnwandiges Gefäss erscheinen. Aus der Ferne wirkt die Halle wie ein leichter Holzpavillon, aus der Nähe wie ein festes Steingebäude. Und innen ist sie in Holz gekleidet, warm und heimelig. Der Saalbau soll den Tschlinern Raum geben für Sport, Musik und Tanz. Doch es gibt nicht mehr viele Bewohner. Angestiftet vom nimmermüden Gemeindekanzlisten Angelo Andina suchen die gut 400 Einwohnerinnen und Einwohner tapfer nach Wegen, damit Leute zuziehen. Die Birraria da Tschlin behauptet sich mit Bier aus Europas höchstgelegener Brauerei und hat zwei Arbeitsplätze geschaffen; aus dem alten Schulhaus soll das Hotel ‹Celin› werden.
(Bauen in Graubünden, Verlag Hochparterre und Bündner Heimatschutz, Zürich 2006)

Bauherrschaft
Politische Gemeinde Tschlin

Verfahren
Wettbewerb

Anlagekosten
CHF 4,5 Mio.

Link
www.gutebauten.ch

Literatur
Deplazes, Andrea, Wirz, Heinz: Bearth & Deplazes. Konstrukte, 2005