Graubünden - Baukultur

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Herrschaftshäuser und Villen
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Palazzo Salis*

7606 Bondo
Schönster Herrschaftsbau im Bergell.

Erbaut 1766–76 nach Plänen des Mailänder Architekten Francesco Croce für den englischen Gesandten bei den Drei Bünden Graf Hieronymus von Salis-Soglio, vermählt mit der Gräfin Mary Fane aus dem Haus der Earl of Westmoreland; Aussenrestaurierung 1997–98. Noch heute von einem englischen Zweig der Familie von Salis bewohnt.

Breiter, von Quaderlisenen in drei Abschnitte zu je drei Achsen geteilter Baukörper mit zwei Hauptgeschossen, einem Mezzanin und einem Kellergeschoss, niedriges gewalmtes Dach mit drei gartenseitigen Lukarnen. In der Mittelachse beider Fassaden Portale mit profilierten Graniteinfassungen, Volutengiebeln und Wappenkartuschen.

An der Westseite gleichzeitig mit dem Bau angelegte geometrische Gartenanlage mit Springbrunnen in der Mitte (Restauriert 1991–98); symmetrische Freitreppe mit Zwischenpodesten.

Das aufwändige Treppenhaus liegt in der Mitte der Hofseite, äusserlich erkennbar durch die querovalen Oberlichter in den Hauptgeschossen; einfache Treppenläufe mit Balustergeländer, durch Pfeiler und Rundbogen nach den schmalen Längskorridoren geöffnet. Tektonische Raumgliederung: die Repräsentationsräume in der Mitte (drei Achsen), die Aufenthaltsräume seitlich (zwei Achsen) und einachsige Eckkabinette.

Die sparsamen Rokokostuckaturen des Comasken Domenico Spinelli sind vermischt mit frühen Louis-XVI-Motiven wie ionischen Pilastern, Girlanden, Trophäen, Tuchgehängen u. a. Im «japanischen Kabinett» gemalte Chinoiserien; zwei Räume mit heimischer Arventäferung; Panneaux, Stofftapeten. Im Speisezimmer manganbemalter Kuppelofen um 1770 von Johan Jakob Kuhn, in einem Schlafzimmer stuckierter Kuppelofen mit drei Adlern; eine aus Chiavenna (?) stammende Kaminumrahmung 1. Hälfte 17. Jahrhundert mit Wappen Pestalozzi. Wohlabgestimmtes Mobiliar.

Zahlreiche Bildnisse, bemerkenswert dasjenige der Lady Rachel Fane, Countess of Bath (gestorben 1680), Anthonis van Dyck (1599–1641) zugeschrieben; ein Sapphobild und ein Selbstporträt der Churer Malerin Angelika Kauffmann (1741–1807), zwei Mädchenköpfe von Jean Baptiste Greuze (1725–1805) und eine heilige Katharina, vielleicht von Bernardino Luini (1475–1533).

(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)