Spätgotik
zurück zur ListeReformierte Begräbniskirche St. Maria
7504 Pontresina
Über dem Dorf. Erwähnt erst 1450, renov. 1909, 1913 und 1962–76. Nachroman. Bau des 15. Jh. mit flachgedecktem, fast quadratischem Saal und gewölbter Halbrundapsis. In der SW-Ecke roman. Turm E. 12. Jh., mit Blendbogennischen und gekuppelten Rundbogenfenstern, das oberste Geschoss samt plattengedecktem Zeltdach im 19. Jh. umgestaltet. Der Turm gehörte zu einer Vorgängerkirche, von der sich die W- und N-Wand sowie ein Mauerstück der S-Wand (im Inneren sichtbar) erhalten haben; die nachroman. Vergrösserung erfolgte also nach S und O; Fensterdisposition im Schiff M. 19. Jh.
Über dem S-Portal Wandgemälde 1495: thronende Muttergottes, begleitet vom hl. Petrus und einem hl. Bischof, darüber hl. Georg, den Drachen tötend. Die Leisten der spätgot. Holzdecke sind mit geometrischen Mustern bemalt; auf der runden Mittelplatte Steinbock des Gotteshausbundes und Datum 1497. An allen Wänden ikonografisch und stilistisch bedeutsame Malereien aus zwei Epochen:
1. Stark byzantinisch geprägte spätroman. Schicht um 1230 der «Marienberger Schule» an der zum Altbau gehörenden W-Wand: unter einem Mäanderfries mit Tierdarstellungen Epiphanie, Taufe Christi, Fusswaschung und Abendmahl in weitgespannten Arkaden, fragmentarisch, aber von hervorragender Qualität.
2. Die Malereien von 1495 (Datum rechts des Chorbogens) umziehen den ganzen Innenraum und stammen von der gleichen oberital. Werkstatt wie die Fresken in S. Gian, Celerina (vgl. auch die Kirchen von Chamues-ch und Lavin): In der Apsis über gemalter Draperie die zwölf Apostel, Schmerzensmann, Majestas Domini mit den vier Evangelistensymbolen und den vier abendländischen Kirchenvätern; in der Chorbogenleibung zwölf Prophetenbüsten unter Rundbogen; an Chorbogenwand Verkündigung und Maria Magdalena, darunter, als ehem. Altargemälde je ein Muttergottesbild, rechts begleitet von einem Gnadenstuhl, links vom hl. Sebastian und dem Erzengel Michael; die Seitenaltäre waren urspr. von gemauerten Baldachinen überwölbt.
Entlang der Schiffswände urspr. 36 Szenen aus dem Leben Christi (unterstes Register der N-Wand zerstört), teils unterteilt durch gemalte Pfeiler; an der S-Wand Jüngstes Gericht, in den unteren Zonen der W- Wand (teils abgelöst und an die N-Wand übertragen) ein urspr. 18 Bilder umfassender, ungewöhnlich ausführlicher Zyklus der Magdalenenlegende auf zwei Streifen verteilt. Oktogonale intarsierte Platte des Abendmahlstisches drittes V. 17. Jh. wohl von Anton Zanett. Im Boden der Apsis Grabtafeln, meist 18. Jh. Orgel 1993.
(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)
Literatur
Sta. Maria in Pontresina, Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 217, Bern 2002.
Über dem S-Portal Wandgemälde 1495: thronende Muttergottes, begleitet vom hl. Petrus und einem hl. Bischof, darüber hl. Georg, den Drachen tötend. Die Leisten der spätgot. Holzdecke sind mit geometrischen Mustern bemalt; auf der runden Mittelplatte Steinbock des Gotteshausbundes und Datum 1497. An allen Wänden ikonografisch und stilistisch bedeutsame Malereien aus zwei Epochen:
1. Stark byzantinisch geprägte spätroman. Schicht um 1230 der «Marienberger Schule» an der zum Altbau gehörenden W-Wand: unter einem Mäanderfries mit Tierdarstellungen Epiphanie, Taufe Christi, Fusswaschung und Abendmahl in weitgespannten Arkaden, fragmentarisch, aber von hervorragender Qualität.
2. Die Malereien von 1495 (Datum rechts des Chorbogens) umziehen den ganzen Innenraum und stammen von der gleichen oberital. Werkstatt wie die Fresken in S. Gian, Celerina (vgl. auch die Kirchen von Chamues-ch und Lavin): In der Apsis über gemalter Draperie die zwölf Apostel, Schmerzensmann, Majestas Domini mit den vier Evangelistensymbolen und den vier abendländischen Kirchenvätern; in der Chorbogenleibung zwölf Prophetenbüsten unter Rundbogen; an Chorbogenwand Verkündigung und Maria Magdalena, darunter, als ehem. Altargemälde je ein Muttergottesbild, rechts begleitet von einem Gnadenstuhl, links vom hl. Sebastian und dem Erzengel Michael; die Seitenaltäre waren urspr. von gemauerten Baldachinen überwölbt.
Entlang der Schiffswände urspr. 36 Szenen aus dem Leben Christi (unterstes Register der N-Wand zerstört), teils unterteilt durch gemalte Pfeiler; an der S-Wand Jüngstes Gericht, in den unteren Zonen der W- Wand (teils abgelöst und an die N-Wand übertragen) ein urspr. 18 Bilder umfassender, ungewöhnlich ausführlicher Zyklus der Magdalenenlegende auf zwei Streifen verteilt. Oktogonale intarsierte Platte des Abendmahlstisches drittes V. 17. Jh. wohl von Anton Zanett. Im Boden der Apsis Grabtafeln, meist 18. Jh. Orgel 1993.
(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)
Literatur
Sta. Maria in Pontresina, Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 217, Bern 2002.