Graubünden - Baukultur

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Burgen und Türme
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Schloss Ortenstein*

7418 Tumegl/Tomils
Ausgezeichnetes Beispiel einer sukzessive ausgebauten Burg mit zentralem Turm.

Die in kühner Lage auf steil abfallendem Felsen um 1250 erbaut Burg ist wohl eine Gründung der Herren von Vaz oder des Bischofs von Chur, erwähnt 1309. 1338 im Besitz der Werdenberg-Sargans, brannte 1451 nieder, kam 1464 offensichtlich an die Waldenburg, 1523 an Ludwig Tschudi, Bruder des Historikers; seit Mitte des 16. Jahrhunderts Wohnsitz der Travers, seit 1860 der von Juvalta bzw. von Tscharner.

Zugang über den südlichen Hof. Der hochmittelalterliche Bergfried mit Eckquadern und Zeltdach zeigte ursprünglich wohl einen Zinnenkranz; Balkenlöcher eines ehemaligen Pultdaches. Westlicher Anbau wohl 1582, Datum über einem Turmportal; Nord- und Osttrakt vielleicht nach 1451; Hoffront mit barockem Glockenturm um 1720–30. Innenausbau vor allem um 1628 und 1720–30.

Spätgotische Kapelle um 1500 mit sternförmigem Gewölbe, wohl von Andreas Bühler. Im Raum neben der heutigen Bibliothek stuckierter Kamin um 1720 mit Wappen Travers- Salis, im Westtrakt ein Kamin mit gleicher Allianz in Scagliolatechnik, Stuckdecken um 1740; im «Jägerzimmer» italienische Panneaux des 18. Jahrhunderts. Mobiliar um 1840 veräussert. Bedeutende nach 1860 zugekaufte Ausstattung: Louis-XVI. Treppenhaus in einem ehemals offenen Höfchen; «Ilanzer Zimmer» mit reichem Täfer aus der Casa Gronda in Ilanz, unter dem Plafond Dekorationsmalerei um 1628; bunter Turmofen 1659 vielleicht von David Pfau; zwei blau bemalte Öfen 1770, einer aus der Steckborner Werkstatt Meyer. Gemälde 17. Jahrhundert: Susanna im Bade nach einem verschollenen Bild von Rubens und Heilige Familie aus Schloss Paspels. Einmaliges Gartenensemble.

(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)