Burgen und Türme
zurück zur ListeSchloss Tarasp*
7553 Tarasp
Eine der imposantesten Burgen der Alpentäler, in unvergleichlicher, das Tal beherrschender Lage.
Gegründet vermutlich im 3. Viertel 11. Jahrhundert von den Herren von Tarasp, die um 1090 erwähnt werden; nach 1273 im Besitz der Herren von Matsch, seit 1464 im Besitz Österreichs, das Engadiner Familien damit belehnt; 1612 durch die Engadiner erstürmt und verwüstet, danach wiederhergestellt; Renoviert 1714/15 und 1732; 1803 dem Kanton Graubünden überlassen, 1900 an den Dresdner Grossindustriellen Karl August Lingner («Odol») verkauft. Die zerfallende Burg 1907–16 durch die Architekten Walter Türcke und Robert Kosenbach instandgestellt und historisierend umgestaltet; 1916 durch testamentarische Verfügung an den Grossherzog von Hessen gelangt; seit 1919 als Museum zugänglich. Etappenweise restauriert seit den 1970er Jahren.
Anlage. Der «Schlosshügel » wird von der Fraktion Sparsels aus über einen Weg erschlossen, an den ein im 17. Jahrhundert angelegter befestigter Zugang anschliesst; von den ursprünglich zwei halbrunden Schalentürmen nur der obere erhalten, an der Stelle des unteren Wegkapelle mit barocker Ausmalung 1726. Der Zugang führt zum unteren Tor mit Wachthaus (17. Jahrhundert), das die mittelalterliche Burg begrenzt. Diese gliedert sich in Unter- und Oberburg. Die Umfassungsmauern der Unterburg spätestens um 1500 erstellt, im 16-17. Jahrhundert neu errichtet und umgestaltet. Die Unterburg wird durch das mittlere Torhaus um 1600 und das Kapellentor von 1624 in drei Wehrabschnitte unterteilt und enthält Bauten des 16.–18. Jahrhunderts, darunter das mächtige Pulverhaus von 1716.
Beim Kapellentor die halbrund geschlossene romanische Kapelle St. Johannes Baptist, welche im Osten erkerartig über die Ringmauer vorspringt, erbaut im 12./13. Jahrhundert, erhöht um 1520. Ihre Lage spricht für eine wenigstens partielle Befestigung der Unterburg bereits im 12. Jahrhundert. Sie weist im viereckigen, sich nach Westen leicht verjüngenden Schiff eine neue Holzdecke und in der Apsis eine ebenfalls erneuerte Gewölbekalotte auf. Wandmalereien 1915 stark retouchiert: An der Ostwand spätgotische Halbfiguren von vier Heiligen und Verkündigung; im Schiff Apostelfiguren um 1600. Der zur Kapelle gehörende, an die Oberburg angrenzende Glockenturm im Unterbau 12./13. Jahrhundert mit romanischen Doppelarkaden, Oberbau mit barockem Zwiebeldach 17. Jahrhundert, erneuert 1715.
Die Oberburg nimmt das höchste Plateau des Burgfelsens ein, ihre Gebäude sind um einen engen Innenhof gruppiert und lehnen sich mit der Aussenfront an die hochgezogene Umfassungsmauer an, so dass die Dachflächen, zu Pultdächern mit Neigung gegen den Innenhof gehörend, von aussen weitgehend unsichtbar bleiben. Die Umfassungsmauer in den unteren Teilen wohl in die Zeit der Burggründung zurückgehend. Der breite, nur wenig überragende Bergfried in der Nordwestecke gehört zusammen mit dem Nordtrakt noch weitgehend dem Hochmittelalter an, während die südlichen Wohnbauten im 15.–17. Jahrhundert neu- oder ausgebaut wurden. Die zahlreichen, unregelmässig über die Fassaden verteilten Wappenmalereien reichen teilweise bis ins ausgehende 15. Jahrhundert zurück, gehören aber mehrheitlich dem 16./17. Jahrhundert an.
Das Schlossinnere sehr stark verändert und die Räume völlig neu ausgestattet mit zugekaufter Einrichtung. Bemerkenswerte Täferstuben, unter anderem aus dem Salis-Haus in Promontogno 1539, der Casa Olgiati in Poschiavo 1692 und dem Frauenkloster Cazis 1704.
Phantasievolles Privatmuseum mit Kunstwerken verschiedener Herkunft, vor allem umfangreiche Sammlung von Schweizer Kabinettscheiben, meist 17. Jahrhundert. Orgel der Firma Jehmlich von 1916; restauriert 1992–93.
(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)
Gegründet vermutlich im 3. Viertel 11. Jahrhundert von den Herren von Tarasp, die um 1090 erwähnt werden; nach 1273 im Besitz der Herren von Matsch, seit 1464 im Besitz Österreichs, das Engadiner Familien damit belehnt; 1612 durch die Engadiner erstürmt und verwüstet, danach wiederhergestellt; Renoviert 1714/15 und 1732; 1803 dem Kanton Graubünden überlassen, 1900 an den Dresdner Grossindustriellen Karl August Lingner («Odol») verkauft. Die zerfallende Burg 1907–16 durch die Architekten Walter Türcke und Robert Kosenbach instandgestellt und historisierend umgestaltet; 1916 durch testamentarische Verfügung an den Grossherzog von Hessen gelangt; seit 1919 als Museum zugänglich. Etappenweise restauriert seit den 1970er Jahren.
Anlage. Der «Schlosshügel » wird von der Fraktion Sparsels aus über einen Weg erschlossen, an den ein im 17. Jahrhundert angelegter befestigter Zugang anschliesst; von den ursprünglich zwei halbrunden Schalentürmen nur der obere erhalten, an der Stelle des unteren Wegkapelle mit barocker Ausmalung 1726. Der Zugang führt zum unteren Tor mit Wachthaus (17. Jahrhundert), das die mittelalterliche Burg begrenzt. Diese gliedert sich in Unter- und Oberburg. Die Umfassungsmauern der Unterburg spätestens um 1500 erstellt, im 16-17. Jahrhundert neu errichtet und umgestaltet. Die Unterburg wird durch das mittlere Torhaus um 1600 und das Kapellentor von 1624 in drei Wehrabschnitte unterteilt und enthält Bauten des 16.–18. Jahrhunderts, darunter das mächtige Pulverhaus von 1716.
Beim Kapellentor die halbrund geschlossene romanische Kapelle St. Johannes Baptist, welche im Osten erkerartig über die Ringmauer vorspringt, erbaut im 12./13. Jahrhundert, erhöht um 1520. Ihre Lage spricht für eine wenigstens partielle Befestigung der Unterburg bereits im 12. Jahrhundert. Sie weist im viereckigen, sich nach Westen leicht verjüngenden Schiff eine neue Holzdecke und in der Apsis eine ebenfalls erneuerte Gewölbekalotte auf. Wandmalereien 1915 stark retouchiert: An der Ostwand spätgotische Halbfiguren von vier Heiligen und Verkündigung; im Schiff Apostelfiguren um 1600. Der zur Kapelle gehörende, an die Oberburg angrenzende Glockenturm im Unterbau 12./13. Jahrhundert mit romanischen Doppelarkaden, Oberbau mit barockem Zwiebeldach 17. Jahrhundert, erneuert 1715.
Die Oberburg nimmt das höchste Plateau des Burgfelsens ein, ihre Gebäude sind um einen engen Innenhof gruppiert und lehnen sich mit der Aussenfront an die hochgezogene Umfassungsmauer an, so dass die Dachflächen, zu Pultdächern mit Neigung gegen den Innenhof gehörend, von aussen weitgehend unsichtbar bleiben. Die Umfassungsmauer in den unteren Teilen wohl in die Zeit der Burggründung zurückgehend. Der breite, nur wenig überragende Bergfried in der Nordwestecke gehört zusammen mit dem Nordtrakt noch weitgehend dem Hochmittelalter an, während die südlichen Wohnbauten im 15.–17. Jahrhundert neu- oder ausgebaut wurden. Die zahlreichen, unregelmässig über die Fassaden verteilten Wappenmalereien reichen teilweise bis ins ausgehende 15. Jahrhundert zurück, gehören aber mehrheitlich dem 16./17. Jahrhundert an.
Das Schlossinnere sehr stark verändert und die Räume völlig neu ausgestattet mit zugekaufter Einrichtung. Bemerkenswerte Täferstuben, unter anderem aus dem Salis-Haus in Promontogno 1539, der Casa Olgiati in Poschiavo 1692 und dem Frauenkloster Cazis 1704.
Phantasievolles Privatmuseum mit Kunstwerken verschiedener Herkunft, vor allem umfangreiche Sammlung von Schweizer Kabinettscheiben, meist 17. Jahrhundert. Orgel der Firma Jehmlich von 1916; restauriert 1992–93.
(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)
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