Spätgotik
zurück zur ListeStiftskirche San Vittore*
7742 Poschiavo
Vermutlich im Frühmittelalter gegründet, Turm erbaut im 13. Jahrhundert, Neubau des Chors 1497 von Andreas Bühler, Verlängerung und Einwölbung des Schiffs 1503 von Sebold Westolf; Barockisierung des Innenraums um 1653; zweigeschossige Sakristei an Südseite des Chors Ende 17. Jahrhundert; purifizierende Renovation im Sinne der Neugotik 1902–04; Restauriert aussen 1975 und 2003, innen 1988/89.
Spätgotische Anlage mit abgetreppten Aussenstreben unter Fialen am Langhaus und dreiseitig geschlossenem Chor; Schiffsmauern wohl hochmittelalterlich; Wiederherstellung der spätgotischen Aussendekoration 1975. An der Südseite des Schiffs hoher romanischer Turm 1. Hälfte 13. Jahrhundert mit zwei–vierfach gekuppelten Rundbogenöffnungen, oberstes Geschoss mit Kreuzbogenfries und Zeltdach spätgotisches Profiliertes Westportal 1503 mit blindem Kielbogen und Rechteckrahmung nach italienischen Vorbildern; vortreffliche Barocktür mit figürlichen Schnitzereien um 1700; darüber Okulus mit Windrosette in Masswerk.
Inneres. Zur Einwölbung des unregelmässigen, sich nach Osten verjüngenden Langhauses Einbau von Wandpfeilern; diese schliessen in Spitzbogen und wirken zum Teil kapellenartig (maximale Tiefe an der Nordseite 2 m), ihre Stirnseiten umschreiben ein winkelrichtiges Rechteck, wodurch eine symmetrische Gewölbefiguration ermöglicht wird. Sie zeigt in vier Jochen (das westliche von 1503) Rautenformen. Die Schlusssteine sind mit Pfau (Schwan?), Steinbock, Wappen Poschiavo (gekreuzte Schlüssel) und Rosette geziert; Bauinschrift am Gewölbe des dritten Jochs. Im Chor Sterngewölbe, Schlusssteine mit Haupt Christi und Sonne; Bauinschriften. Zweiteilige Masswerkfenster im Chor, dreiteilige im Schiff, die sechs Fenster der Nordseite von 1903; umfassendstes Beispiel späthistoristischer Glasmalerei in Graubünden.
Fragmente der spätgotischen Ausmalung um 1503: an der Schiffswand beim nördlichen Seitenaltar Muttergottes, im Scheitel des Schiffsgewölbes Brustbild des segnenden Christus, Engel mit Schriftband, Lamm Gottes und heiliger Viktor sowie Blattmaske; übrige Ausmalung 1903–04 von Gottfried Schiller. Neugotische Ausstattung von Theodor Schnell: Hochaltar, Orgelempore und -gehäuse 1903–04, Chorgestühl 1908, Kanzel um 1910, Seitenaltäre 1925–26. An den Flügelaussenseiten des Choraltars spätgotische Figurenreliefs aus dem südlichen Alpengebiet um 1500: Links die heiligen Bartholomäus, Papst (Sixtus?) und Rochus, rechts die heiligen Konrad (?), Bischof und Martin. Orgel 1889 von Friedrich Goll, renoviert 1991.
(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)
Literatur
Ludmila Seifert-Uherkovich: Architekturrundgang Poschiavo. Bündner Heimatschutz, Chur 2003. Bestellungen über info@heimatschutz-gr.ch
Spätgotische Anlage mit abgetreppten Aussenstreben unter Fialen am Langhaus und dreiseitig geschlossenem Chor; Schiffsmauern wohl hochmittelalterlich; Wiederherstellung der spätgotischen Aussendekoration 1975. An der Südseite des Schiffs hoher romanischer Turm 1. Hälfte 13. Jahrhundert mit zwei–vierfach gekuppelten Rundbogenöffnungen, oberstes Geschoss mit Kreuzbogenfries und Zeltdach spätgotisches Profiliertes Westportal 1503 mit blindem Kielbogen und Rechteckrahmung nach italienischen Vorbildern; vortreffliche Barocktür mit figürlichen Schnitzereien um 1700; darüber Okulus mit Windrosette in Masswerk.
Inneres. Zur Einwölbung des unregelmässigen, sich nach Osten verjüngenden Langhauses Einbau von Wandpfeilern; diese schliessen in Spitzbogen und wirken zum Teil kapellenartig (maximale Tiefe an der Nordseite 2 m), ihre Stirnseiten umschreiben ein winkelrichtiges Rechteck, wodurch eine symmetrische Gewölbefiguration ermöglicht wird. Sie zeigt in vier Jochen (das westliche von 1503) Rautenformen. Die Schlusssteine sind mit Pfau (Schwan?), Steinbock, Wappen Poschiavo (gekreuzte Schlüssel) und Rosette geziert; Bauinschrift am Gewölbe des dritten Jochs. Im Chor Sterngewölbe, Schlusssteine mit Haupt Christi und Sonne; Bauinschriften. Zweiteilige Masswerkfenster im Chor, dreiteilige im Schiff, die sechs Fenster der Nordseite von 1903; umfassendstes Beispiel späthistoristischer Glasmalerei in Graubünden.
Fragmente der spätgotischen Ausmalung um 1503: an der Schiffswand beim nördlichen Seitenaltar Muttergottes, im Scheitel des Schiffsgewölbes Brustbild des segnenden Christus, Engel mit Schriftband, Lamm Gottes und heiliger Viktor sowie Blattmaske; übrige Ausmalung 1903–04 von Gottfried Schiller. Neugotische Ausstattung von Theodor Schnell: Hochaltar, Orgelempore und -gehäuse 1903–04, Chorgestühl 1908, Kanzel um 1910, Seitenaltäre 1925–26. An den Flügelaussenseiten des Choraltars spätgotische Figurenreliefs aus dem südlichen Alpengebiet um 1500: Links die heiligen Bartholomäus, Papst (Sixtus?) und Rochus, rechts die heiligen Konrad (?), Bischof und Martin. Orgel 1889 von Friedrich Goll, renoviert 1991.
(Kunstführer durch die Schweiz, Hg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Band 2, Bern 2005)
Literatur
Ludmila Seifert-Uherkovich: Architekturrundgang Poschiavo. Bündner Heimatschutz, Chur 2003. Bestellungen über info@heimatschutz-gr.ch